Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz

„Was rar ist, wird wertvoll“

„Es macht mir Spaß, für das Handwerk Politik machen zu dürfen“, sagt Karl-Heinz Moser aus Wittibreut, den die Vollversammlung der Handwerkskammer vor Kurzem zum Vizepräsidenten gewählt hatte. Moser schätzt das Handwerk über alles: „Das ist für mich die beste Branche. Unsere Handwerker sind bodenständig, hoch qualifiziert und verantwortungsbewusste Unternehmer. Führen nach dem Prinzip des „hire and fire“ ist ihnen fremd“, so der Ingenieur mit Fachrichtung Holztechnik. Seine neue Aufgabe als Vizepräsident sieht er als „eine reizvolle Herausforderung“. „Ich wollte mit meinen 51 Jahren einfach noch mal zu neuen Ufern aufbrechen“. Den Politikern wolle er vor allem klar machen, was Handwerk wirklich ist. Das einzige Defizit des Handwerks sei sein Imageproblem. „Wir sind in der Außendarstellung gegenüber Industrie und Handel ins Hintertreffen geraten“. Genau da will er ansetzen. Die ab 2010 für das Handwerk bundesweit geplante Imagekampagne hält er daher für längst überfällig. Das Handwerk müsse zu einer Marke werden. Heute zähle das Produkt nicht allein, sondern ebenso seine Vermarktung. Und Moser ist überzeugt: „Der goldene Boden des Handwerks wird wieder glänzen“.

Den viel beklagten Facharbeitermangel im Handwerk sieht er eher als Chance: „Was rar ist, wird wertvoll“. Früher sei in Deutschland die Aufnahme in den Meisterstand ein Karrieresprung gewesen. Die Politik habe hingegen einen anderen und falschen Weg eingeschlagen. Ihre Programme, Arbeitslosen den Weg zum selbstständigen Handwerker zu ebnen, hätten sich als Milchmädchenrechnungen entpuppt. Die Menschen seien vielmehr zunehmend auf hoch qualifizierte Handwerker angewiesen. Selbst im virtuellen Zeitalter ließen sich Bremsbeläge eben nicht online einbauen.

Für ihn persönlich sei wichtig, nicht zu viel Routine aufkommen zu lassen. „Habe ich mal ein Ziel erreicht, peile ich sofort das nächste an. Mir selbst wünsche ich, dass ich weiter aktiv sein darf und das Leben interessant und spannend bleibt.“

Moser, der mit seiner Ehefrau Christine drei erwachsene Kinder hat, betreibt mit seiner Zimmerei vorwiegend Holzhausbau. „Wir arbeiten aber als Zimmerer, Spengler und Dachdecker ebenso im konventionellen Bereich“, sagt er. Vor fünf Jahren baute er in Lettland ein Unternehmen zum Vertrieb bayerischer Dachziegel auf. Um sich allerdings Luft für seine ehrenamtlichen Aufgaben zu machen, hat er das Unternehmen vor Kurzem seinem lettischen Geschäftsführer übergeben.

Seinen zahlreichen Ehrenämtern vermag Moser nur Positives abzugewinnen. „Die zwingen mich, aus dem Betrieb herauszukommen und geben mir einen Informationsvorsprung“. Bis vor wenigen Monaten bekleidete er das Amt des Kreishandwerksmeisters und Obermeisters der Zimmererinnung. Er ist Mitglied im Landesverband Zimmerer-Holzbaugewerbe, Vorsitzender des Ausschusses Holzhausbau sowie Sachverständiger im Zimmererhandwerk. Fünf Jahre war er Mitglied im Berufsbildungsausschuss der Handwerkskammer und ist seit 1999 Mitglied der Vollversammlung. 24 Jahre war er im Gemeinderat in Wittibreut. Zeit für Hobbys? „Eher wenig. Ich bin Mitglied der Chaîne des Rôtisseurs. Auf gutes Essen und Trinken lege ich schon wert. Und ab und zu reicht es noch für ein bisschen Bergwandern“, sagt er und freut sich schon auf seinen nächsten Termin in den ersten 100 Tagen seines neuen Amtes.